Wissenschaft der Transformation

Eros und Heilung

Die Liebe zwischen Mann und Frau ist etwas vom Schönsten, was auf unserer Erde erlebt werden kann. Niemand, der oder die sich in diesem Liebeszustand befindet, kann sich vorstellen, dass er jemals zu Ende sein könnte. Und doch scheitern fast alle Liebesbeziehungen. Die menschliche Gesellschaft lebt in einem kollektiven Liebeskummer. Der Bereich, wo wir das Schönste erleben könnten, wird für die meisten ein Bereich tiefer Enttäuschung, tiefen Leids, tiefer Wut und oft endgültiger Resignation.

Das Thema Liebe ist ein Weltthema. „Es kann auf der Erde keinen Frieden geben, solange in der Liebe Krieg ist.“ Gemeint ist der alltägliche Klein-krieg der Geschlechter – mit seinen schlimmen Folgen für die Kinder. Der innere Zusammenhang zwischen unerfüllter Liebe auf der einen Seite und Krankheit oder gnadenloser Brutalität auf der anderen Seite kann heute in jedem Heim und in jeder Biografie gewalttätiger Jugendlicher nach-vollzogen werden. Wir finden ihn in der Lebens-geschichte aller Despoten (siehe die Arbeiten von Alice Miller), und wir finden ihn auch in der Kasuistik psychosomatischer Erkrankungen, wenn wir die Symptome richtig zu deuten ver-stehen. Das tiefste Lied der Beatles hieß: „All you need is love.“ Die Menschheit braucht Erfül-lung in der Liebe, um wieder auferstehen zu können.

Was für eine Liebe ist gemeint?
Jede Liebe. Sinnliche Liebe, seelische Liebe,
religiöse Liebe, Nächstenliebe, Tierliebe, Partner-liebe. Im Zentrum steht die Wiedervereinigung der beiden Hälften des Menschen: Mann und Frau. Im Kern des menschlichen Zusammen-lebens steht das Zusammenleben der Ge-schlechter. Ihre Anziehung oder Abstoßung, ihre sexuellen Signale und Verkabelungen, ihre Hoff-nungen und Enttäuschungen ziehen sich wie ein geheimes Nervensystem durch die ganze menschliche Gesellschaft, durch jedes Büro, jedes Kaufhaus, jede Versammlung, jede Gruppe. Die beiden Hälften des Menschen sehnen sich nacheinander, verfehlen sich, bekämpfen sich und suchen sich, bis sie sich gefunden haben. Sie müssen sich finden, nicht nur zu zweit, sondern weltweit, denn erst dann kann die tiefste aller Wunden heilen. Von ihrer harmonischen Verbindung hängt weitgehend das Glück oder Unglück der Kinder ab, und somit das Glück aller Menschen, denn wir alle sind einmal Kinder gewesen. In der Heilung der Geschlechterliebe liegt wohl der revolutionärste Schritt gegenwärtiger Heilungsarbeit – nach tausendjähriger Unterdrückung und Verleugnung in der patriarchalen Epoche. Eine neue, humane Kultur wurzelt in einem neuen Verhältnis der Geschlechter.

Literaturempfehlung:

Der unerlöste Eros.
Und sie erkannten sich. Das Ende der sexuellen Gewalt. (erscheint Oktober 2018)